Fleisch und Blut
Heute in der Predigt vom 2. Sonntag im Jahreskreis spricht der vorstehende Priester die hl. Eucharistie an. Sprich explizit die Wandlung von Brot und Wein vor der Erhebung durch den Priester in den hl. Leib Christi. Und gerade will ich mich darüber herzlich freuen, als mir im gleichen Augenblick regelrecht übel wird im Magen, beim Vernehmen der Worte, die der Priester dazu spricht.
Ungefähr so: „Es handelt sich“, nach der Wandlung, „bei der Elevation“, Erhebung, „schon um echtes Fleisch und Blut … wissenschaftlich bewiesen …“
Und während ich mit dem Brechreiz in meinem Magen kämpfe, frage ich mich: Brauchen wir das wirklich? Brauche ich als gottesfürchtiger Christ sogenannte „Eucharistische Wunder“ oder wissenschaftliche Bestätigungen für die Existenz von realem Fleisch und Blut eines dreißigjährigen Menschen auf Hostien oder in Kelchen, um getreu das Gebot meines Herrn: „… tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19) zu erfüllen?
Müssen wir tatsächlich Heiliges stets profanieren, um zu glauben. Und ist es letztlich nicht so, dass wir, um den Ausspruch unseres Herrn während des „Letzten Abendmahles“: „Dies ist mein Fleisch, dies mein Blut“, zu verstehen, uns nur in die jüdische Tradition des Pessachfestes vertiefen brauchen, um klar zu erkennen, dass unser Herr, Jesus Christus, nicht von seinem körperlichen Fleisch und Blut sprach. Dies wird auch offenbar, wenn wir uns den gesamten Kontext des Herrn Lehre und Gleichnisse vergegenwärtigen. Immer wieder spricht Er vom Heiligen Geist, der von überall her weht und alles wandelt (vgl. Joh 3,8). Nikodemus antwortet der Herr auf die Frage nach Wandlung bzw. Neugeburt Seiner: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen!” (Joh 3,5) Zu den Jüngern spricht er: „Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und Leben“ (Joh 6,63), oder: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Joh 4,24), usw. usf. Nicht anders bezeugen die Jünger Jesu später, im Gegenteil: „Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen. Es streitet wider dem Geiste.“ (Gal 5,16) „Denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod, die Gesinnung des Geistes aber Leben und Friede …” (Röm 8,6)
Ergo, liebe Priester, bedenkt bitte, bevor ihr predigt: Es mag sie ja zweifelsfrei geben, diese „Real-Fleisch-und-Blut-Hostienwunder“ – warum auch nicht, bei Gott sind alle Dinge möglich. Tatsache bleibt jedoch: Es ist der Heilige Geist, der Brot und Wein wandelt, uns zum Heile. Profanen Kannibalismus also im Angesicht des „Mysteriums des Glaubens“ während der Eucharistie zu suggerieren ist nicht nur überflüssig und gänzlich unangebracht, sondern aufs Widerlichste das Allerheiligste vollständig entwürdigend.