Geteiltes Haus

9. Oktober 2020 Aus Von Wandereremitin
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Geteiltes Haus

 

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„Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“

(Mt 6,24)

 

Wenn ich das Reich Gottes anstrebe – das weder in noch von dieser Welt ist –, kann ich nicht gleichzeitig nach den Früchten des Imperiums der Weltmacht streben. Und ebenso nicht umgekehrt. Wie mir einst ein mir freundlich gesinnter Betriebschef klagte: „Frau PPM, Sie sind voller Hingabe … Das würde ich auch gern sein, aber ich kann das nicht …“

 

Nein, das kann er nicht und wird er als Firmeninhaber auch nie können. Denn naturgemäß stehen sich Weltherrschaft und Reich Gottes alternativlos konträr gegenüber. Als „Reich-Gottes-Suchende“ kann ich es mir absolut leisten, freigebig mit allem zu sein, was ich besitze, bis hin zu meinem physischen Leben. Weil eben die vollkommene Entsagung der Welt, sprich Besitzlosigkeit, das einzige Mittel zu dem Zweck der Erreichung meines Zieles darstellt. Von daher strebe ich kein anderes Handeln an, als eben Unvermögendheit. Umgekehrt er, der Chef, da dessen Lebensplan der Genuss irdischen Lebens in gesamter Variationsbreite ist. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es letztlich die entsprechend adäquate Handlungsweise des Diesseits – Anhäufung von Vermögen –, um wunschgemäß, nunmehr entsprechend herrschend, in diesem Weltwirtschaftssystem mitspielen zu können.

 

Zwei Seiten einer einzigen Medaille folglich. Ohne Bewertung, ausgesprochen sachlich. Und wir kamen erstklassig miteinander aus, weil ein jeder von uns mit ganzem Herzen an seinem Platz genau das vertrat und auslebte, wozu er sich entschieden hatte. Und dabei, er wie ich, durchweg erfolgreich: der Unternehmer in überdimensioniert materieller Fülle, ich in überbordender geistiger. Dazu bei vollauf bewusster Annahme des zu zahlenden Preises, den wir jeweils für unsere Lebensentscheidung zu entrichten hatten: dass uns jeweils die Güter des anderen zwangsläufig untersagt blieben und bleiben. So herrschte zwischen uns Frieden, begegneten wir einander in gegenseitiger Achtung.

 

Somit ist der Urgrund allen Leidens nicht zuletzt eben der, dass der Mensch das, was er schafft, nicht mit ganzem Herzen ausführt. Es fehlt an einer klaren Entscheidung für oder gegen das entsprechende Projekt, das er anzupacken gedenkt: Eine Beschäftigung, Handlung, Subjekt, Objekt, Entdeckung des Reiches Gottes? Was auch immer, das ist das Gesetz der Natur aller Schöpfung: Vollendetes Gelingen gründet auf ein Handeln, eine Antwort und/oder Rede allein von dieser Machart: „Ja, ja oder nein, nein“, was darüber hinausgeht, bringt das Übel (Vgl. Mt 5,37). Gelingt folglich nur unvollkommen, bis überhaupt nicht. Freudlosigkeit, Unfrieden unter den Menschen, psychische und seelische Not des Einzelnen und infolge dessen Leid, Unfall, Krankheit, letztendlich schwarzer Tod, sind vorprogrammiert. Das ist Realität:

 

„Jedes Reich, das mit sich selbst entzweit ist, wird verwüstet,

und keine Stadt und kein Haus, das mit sich selbst entzweit ist,

wird bestehen bleiben.“

(Mt 12,25) 

 

Geteiltes Haus – Beispiele: 

Du kannst nicht protestierend auf die Straße laufen und gegen Gesetze aus gottesleugnerischem Geist angehen, derweil aber alle dir genehmen Annehmlichkeiten dieser weltlichen Gerichtsbarkeit am Ende vollumfänglich für dich in Anspruch nehmen (Bsp. „Marsch für das Leben“ bei zeitgleich freiwilliger Inanspruchnahme von Verhütungsmethoden, sowie Impfstoffen aus embryonalen Stammzellen gegen alle Wehwehchen und/oder Ängste in deiner Wirklichkeit). 

 

Ebenso ist es in sich uneins, sich bei einem nichtchristlichen Arbeitgeber zu verdingen, um des schnöden Mammons willen. Ergo daselbst Haus, Reisen, Vergnügungen aller Art und Eigentum anstrebend – derweil ihn, den Heiden, im Herzen beständig bekehren oder gar, um dessen vermeintlich sündhafter Lebensart wegen, bei Gott zu verklagen.

 

Und ein Erzbischof oder Bischof, der auf staatspolitisch inspirierte Verfassungen einen Eid schwört, derweil daselbst doch einzig im absoluten Gehorsam den Geboten Gottes verpflichtet, ist zwangsläufig geteilten Reiches. Wie ebenso umgekehrt, fraglos jener Politiker, der da beständig den verherrlichten Namen des Herrn im Munde führt und/oder christliche Werte als Schlachtruf für seinen Wahlkampf einsetzt, derweil latent Unterdrückung, Zerstreuung, Verwirrung und Zwietracht unter dem Volk stiftend. 

 

Geteiltes Haus ist überall ersichtlich, soweit das Auge schaut. Das ist glasklar an den Früchten zu erkennen, die alltäglich dem Nächsten dargereicht werden, gleich ob von den Bäumen aus familiären Gärten, kirchenrechtlichen oder staatspolitischen: allesamt genveränderte, von Gott getrennte, hingegen untereinander eingepfropft vermischte und somit verunreinigte, Erzeugnisse. Verkrüppelte bis verfaulte Ernten sprießen aus diesen manipuliert geteilten Bäumen hervor. Reinheit ist kaum noch zu finden.

 

Dabei ist es unschwer, reine Früchte zu kreieren. Dazu braucht es nichts weiter als die ehrlich offene, ergo mutig hinterfragende Innenschau, was mir – von Gott her – wahrhaftig an Gaben und Lebensumständen gegeben ist: Wer bin ich? Was suche ich? Wo liegt mein Ziel? 

 

Wo einer von klein auf schon, mit jeder Faser seines menschlichen Daseins, die Freiheit aus aller Abhängigkeit seiner irdischen Existenz sucht, liegen das Ziel und der Weg dahin klar auf der Hand: Nachfolge Christi! Zieht es einen indes wieder und wieder zu den Besitztümern dieser Welt hin, zu Machthabe, körperlichen Vereinigungen, Essenslust, Genuss und dergleichen mehr, dann liegt auch hier der Weg klar: Eroberung des Diesseits! 

Und gleich welcher Weg sich hierbei eröffnet, darf er im Anschluss nicht nur, sondern muss er gar begangen werden – kompromisslos. Auf dass alle Heuchelei ihr natürliches Ende findet und sich Faulheit in frohen Lebensmut und/oder bedingungslos liebenden Dienst umwandelt.

Das liegt auf der Hand, da nur jenes Leben auf Erden, das einer vollkommen – ergo mit Leib und Seele – bis aufs Letzte durchkostet, würdig ist und überhaupt erst dazu imstande, letztendlich wieder hergegeben zu werden. Denn um das Herschenken, bzw. Loslassen, dreht sich am Ende das gesamte Dasein. Ansonsten wäre das Scheiden von der Erde nicht allen Geschöpfen gleich. Ein Beispiel hierfür stellt der Lebensweg von Maria Magdalena dar, der ihre: „… vielen Sünden vergeben“, worden sind, wie uns der Herr daselbst in Lukas 7,47 bekräftigt, „weil sie viel geliebt hat“. Kein Beurteilen oder gar Verurteilen darin, sondern einzig Anerkennung ihrer Ganzhingabe an die Daseinsform, die sie einst führte und explizit zu dem „Wem aber nur wenig vergeben wird, der liebt wenig“. 

Leben gelingt folglich immer nur in Gänze, nie halb. Was du ergo zu tun gedenkst, das tue. Oder anders, mit den Worten eines hl. Augustinus: „Liebe, und tue, was du willst!“ 

 

Nein, das ist kein Aufruf, gottlos zu werden. Denn das glückt ohnehin nicht, da der ewige Vater allzeit in und mit Seinem Menschen auf Erden ist. Nichts ist Zufall, jegliches Ereignis ist – und alle sind wir – in dem Dreieinen miteinander verbunden. Allein unser über die Jahre hinweg antrainiertes Be- und Verurteilen der Gegebenheiten in der Welt, bzw. des Schöpfers Wirken an uns darin, trennt von diesem Schauen.

Faktum indes bleibt: Wer kennt schon die Gedanken Gottes oder dessen Ratschluss für uns? Wer weiß mit Bestimmtheit, wie das Erlösungswerk Christi für uns aussieht oder zusammenhängt in den Ereignissen dieser Zeitepoche? Du etwa? 

 

Nein, Wille Gottes geschieht immer und zu jeder Zeit. Nichts was sich ereignet, in unser aller Leben, vollzieht sich außerhalb Seiner (Vgl. Jes 55,8-11). Von daher, lassen wir uns ein, auf dieses Abenteuer Leben, seien wir einzig wahrhaftig in dem, was wir darin unternehmen, so brauchen wir am Ende das Gericht Gottes nicht zu fürchten. Amen!