Und du betest für mich

15. Januar 2020 Aus Von Wandereremitin
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Und du betest für mich

 

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Liebe Schwester im Herrn,
auf ein Wort, so bitte ich Dich …

 

Der Name des Herrn sei gepriesen!
Und der Friede des Herrn, geliebte Schwester, sei mit uns – Amen.

 

Unser gestriges Gespräch: „Ich lass mir das Auge operieren, und du betest für mich“, ging mir noch schmerzlich nach. Besser meine Feigheit darin, in der ich es nicht fertigbrachte, Dir die Wahrheit zu sagen, über Dein und mein „Unwohlfühlen“, wie Du es nanntest, in welchem wir uns tatenlos finden, bzw. nicht wirklich dem Herrn etwas gebend. 

 

Nun, nur zu gut weiß ich, warum wir uns so fühlen: Weil es der Wahrheit entspricht. Denn derzeit geben wir beide dem Herrn im Grunde nur das, was wir wollen. Nicht aber wahrhaftig das, was ER VON UNS WILL – gerade jetzt.

 

Konkret: Nein, ich muss nicht nach Indien, um bei den Schwestern der hl. Mutter Teresa von Kalkutta an Sterbenden Dienst tun. Diesen Auftrag haben andere vom Herrn, nicht aber ich, bekommen. Stattdessen darf ich einzig nur nicht von jenem Kreuz herabsteigen, das explizit mir vom Herrn zugesprochen ist. Mein Kreuz ist die Sucht nach der Wahrhaftigkeit! Wobei, nicht die Wahrhaftigkeit daselbst, stellt das Kreuz, sondern deren Auswirkungen, wo und wann immer ich sie leben soll, muss und darf, in Wort und Tat. Getreu zu sagen, was gesagt werden muss – so mir Brüder oder Schwestern von Operationen erzählen. Sprich, nicht zu verleugnen des Herrn Wort und Wahrheit, wo ich sie kenne, bringt eben kaum Freunde oder traute Gemeinschaft mit den Betroffenen ein. Das ist der Grund, warum ich gestern den Herrn vor Dir verleugnet habe, indem ich mich geweigert habe Sein Wort getreu auszusprechen. Um zu verhindern, bei Dir in Ungnade zu fallen. Indes, es hilft alles nichts: 

 

„Es brennt in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinen Gebeinen. Ich bemühte mich es auszuhalten, vermochte es aber nicht.“

 (Vgl. Jer 20,9ff). 

 

Also muss ich reden. Jetzt! 

 

Liebe Schwester, in Anbetracht meiner Feigheit und Deinem Wunsch nach einer Augenoperation, sollten wir uns beide doch ernsthaft diese Fragen stellen: 

 

Ist uns der Herr, dessen Bräute wir sind, nicht mehr Wert „als 10 Söhne“? Bei Gott mir  nicht mehr Wert, als alle Freundschaft oder Gemeinschaft in oder mit aller Welt? Ist der Herr uns wahrhaftig nicht mehr Wert, als ein schmerzfreier Körper oder alle Gesundheit irdischer Existenz. Nicht mehr Wert als ein funktionierendes Sprachorgan, Ohr, Lunge, Niere oder eben intaktes Augenlicht?  

 

Wie steht es in uns mit dem Wort aus des Herrn Munde: 

 

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für die Freunde hingibt.“ 

(Joh 15, 13)

 

Wer ist mir eigentlich mein liebster, teuerster Freund, als Christ und noch einmal mehr, als Braut Christi? Zuerst doch immer nur einer: Jesus Christus, nicht wahr.

 

„Denn in Ihm leben wir und sind wir.“ 

(Apg 17,28). 

 

Jeder Christ. Indes, um wie viel mehr noch wir, die wir der Welt entsagt haben, um allzeit nur noch Ihm, Jesus Christus, unsern Herrn und Gott, noch zu leben? 

 

Demnach: Zu einem Mediziner zu gehen, in der Hoffnung auf Hinwegnahme oder Linderung des mir – vom Vater zur Heilung meiner und der Brüder – zugedachten Kreuzes, ist schlichtweg Abkehr von Gott. Bedeutet mindestens „Fahnenflucht“. Ist ein Herabsteigen vom Kreuz. Und damit ist dann auch tatsächlich all unser Gottesdienst letztlich „für die Katz“. Oder anders, mit den Worten des Apostels Paulus, aus Röm 12, 1: 

 

„Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, Kraft der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: Das sei euer vernünftiger Gottesdienst!“ 

 

Wie Du siehst, geliebte Schwester, handelt es sich bei meinem Wort um keine neue Lehre, sondern sie ist seit ewigen Zeiten verbrieft in der Heiligen Schrift, dort steht klar, was der Vater will: 

 

„Wenn du … werde ich dir keine Krankheiten schicken, die ich den Ägyptern geschickt habe, denn ich bin der Herr, dein Arzt.“

(Ex 15,26) 

 

Und das ist es auch, was der Sohn will, worauf er unmissverständlich verweist: 

 

„Wer nicht sein Kreuz nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht Wert.“

oder 

„Will jemand mir nachfolgen, so verleugne er sich selbst …“ 

(Mt 10,38 u. Mt 16,24), 

usw.

 

Und von dem Apostel Jakobus, 5,14, kommt uns auch das konkrete Handeln zu, im Falle einer Erkrankung:

 

„Ist jemand von euch krank, der lasse die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen; und sie sollen über ihn beten und ihn dabei mit Öl salben im Namen des Herrn.“ 

 

Der hole demnach bestenfalls den Priester, aber nicht einen Mediziner oder sonstige sogenannte Heiler. 

 

Für einen Bruder oder eine Schwester geweihten Lebens reicht es also nicht hin, schlicht nur die Welt zu verlassen und materielle Armut zu zelebrieren. Ganz arm, geliebte Schwester, ist doch letztlich allein nur der, welcher in der Gesinnung eines Apostel Paulus und so vieler Heiliger vor, neben und nach ihm sein Erdenleben fristet: 

 

„So habe ich mich entschlossen nichts mehr unter den Brüdern zu wissen, außer Jesus Christus – und zwar als den Gekreuzigten“ 

(Vgl. 1Kor 2,2) 

 

Umgekehrt, wie viel Frucht trägt das freiwillige Tragen, bzw. Einverständnis in den Willen Gottes – bedingungslos, ohne Hinzufügung oder Hinwegnahme. Ja, vielleicht können wir dann nichts mehr tun, für uns selbst. Wird uns alles genommen, irgendwann. Wie Katja, der inzwischen Siebenjährigen, die tapfer schon seit Jahren, das bittere Kreuz namens „Rett-Syndrom“ trägt. Schwerstbehindert kaum richtig atmen kann und weder sprechen noch Hände, Arme oder Beine zum Greifen nutzen kann. Doch wie Katja, so sind dann auch wir auf unseren Kreuzwegen niemals allein; ein „Simon von Cyrene“ steht immer zur Mithilfe bereit. Das ist Realität und ebenfalls verbrieft: 

 

Der Herr verlässt den Gerechten nicht, im Gegenteil, 

 

„er umgibt ihn mit Gnade wie mit einem Schild.“

 (Vgl. Ps 5,12)

 

Und zudem: Wie süß ist der Lohn aus solch gerechtem Handeln. Und hier, liebe Schwester, weiß ich genau wovon ich spreche, nicht nur aus der hl. Schrift, sondern aus eigenem, körperlichen Erleben, wie du weißt. 

 

Und es gibt da noch ein Geheimnis, wovon die meisten Menschen – Heiden, Atheisten wie Christen – kaum wissen: Dass der Mensch körperliche Heilung oder Linderung erfährt durch die Hand der Medizin, liegt nicht etwa an der Vortrefflichkeit der Medizin. Wäre dem so, gäbe es kaum noch Krankheit, Schmerzen, Leid in der Welt. Sondern an jenen Seelen – welche der Herr selbst, in Lk 10,2, „Arbeiter im Weinberg“ genannt hat –, die dann verborgen jene körperlichen wie psychischen Heimsuchungen Gottes für den fahnenflüchtigen Bruder/Schwester stellvertretend schultern und in lauterer Gerechtigkeit (sonach den „Essigschwamm“ ablehnend) durchtragend dem Herrn zu Füßen legen. Das ist Kirche, liebe Schwester, so hat mich der Hl. Geist gelehrt. Katholische Kirche. Ebenso verborgen, wie das Wirken der Kirche in der Welt. Wo es zwar außerhalb der Kirche Christi ebenso Heil gibt, aber doch nur aufgrund des sakramentalen Wirkens der Kirche Christi. 

 

An diesen „Arbeitern im Weinberg“ mangelt es dem Herrn demnach beständig. Wie also sollte dann unser Gebet erhört werden, wo wir uns selbst verweigern, Arbeiter im Weinberg zu sein? Bzw. unsere Leiber dahinzugeben? 

 

Liebste Schwester, der Engel des Herrn wartet. Welche Antwort auf diese, seine Botschaft hier an uns, werden wir ihm geben? Folgen wir dem Hirtenstab Christi ans Kreuz oder dem Äskulapstab unter das Skalpell eines Mediziners? 

 

Nun, ich habe mich entschieden am Kreuz zu bleiben, koste es, was es wolle.