Matthäus 15,26-27 – Der Glaube der heidnischen Frau

13. November 2020 Aus Von Wandereremitin
Matthäus – Der Glaube der heidnischen Frau

Matthäus 15,26-27 – Der Glaube der heidnischen Frau

 

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„Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.“

 

Ja, Herr, aber selbst die Hunde essen von den Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.

 

Als ich dieses Tagesevangelium heute hörte, konnte ich mir ein amüsiertes Glucksen nicht unterdrücken. „Herr”, so sprach ich innerlich, „für dieses Wort wärst du heute wegen Diskriminierung angezeigt und verurteilt worden.“ Denn heute werden selbst aus Kinderbuchklassikern, wie „Die Kleine Hexe“ z.B., Worte wie „Negerlein“ heraus retuschiert. Ja, die Welt hat sich stark verändert, ist witziger geworden, in all ihrer eifrigen Selbstklugheit.

 

Indes, davon einmal abgesehen, ist doch dieser Vergleich mit den Hunden in Bezug auf den Nächsten, auch ohne Gesetzesbeschluss gegen Diskriminierung, schlichtweg heftig. Stellen wir uns das mal vor: Hallo? Da vergleicht dich einer mit einem Hund? Jede Wette, dass wir empört reagiert hätten oder uns, als sogenannt „gute Vorzeige-Christen“, postwendend mit tiefem Schuldgefühl zurückgezogen. So nach dem Motto: „Ja, stimmt. Wer bin ich denn, dass ich überhaupt etwas erbitten darf, von Gott.“

 

War unser Herr also doch nicht so nächstenlieb, wie ihm alle Welt nachsagt? Doch, war er. Und zwar gerade deswegen, weil Er eben nicht nur „Bonbons“ verteilte, sondern – dem getreu, was er vom Vater her hörte – auch „bittere Pillen“. Und dafür liebe ich Ihn am meisten, meinen Meister, Jesus Christus. Er schmiert mir das täglich Brot nicht beständig mit honigsüßen Worten. Gottlob! Denn stets sind es gerade jene heftigen „Schlagworte“ die mir die nächste Tür zum Reich Gottes auf ewig aufstoßen. Schlagworte wie:

 

„Verflucht sei der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom Herrn.“
(Jer 17,5)

 

Oder dieses hier:

 

„Alles Fleisch ist wie Gras und all seine Treue ist wie die Blume auf dem Feld. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, wenn der Atem des Herrn darüber weht. Wahrhaftig Gras ist das Volk.” (Jes 40,6-7)

 

Und ein Letztes:

 

„Was wäre das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet? Was für ein Ort, der meine Ruhe ist? Dies alles hat doch meine Hand gemacht und so ist alles geworden.“
(Jes 66, 1-2)

 

Gewiss ja, es ist dann wie bei jeder Geburt – erst Schmerz oder heftigster Kampf, im Anschluss jedoch tiefster Frieden und überbordende Freude.

 

So ist mir diese Kanaaniterin beständiges Vorbild. Deren Verhalten mir Wegweiser hin zur nächsten Himmelstür. Denn ihre Bitte wurde erhört. Und jede erhörte Bitte, stärkt die Glaubensgewissheit immer noch ein Stück weit zweifelsfreier – wodurch der Glaube mit der Zeit gar über die Größe eines Senfkorns schließlich hinaus wächst.

 

Die Kanaaniterin zeigt im Umgang mit dem Herrn weder scheu noch Schuldgefühl. Sie weiß offenbar zutiefst auch um die Niedrigkeit aller Menschen vor Gott. Deshalb ist ihr der Vergleich mit einem Hund auch kein Anstoß zu Zorn oder Bitternis. Vor allem aber, zweifelt sie nicht. Entschieden mutig bleibt sie stehen, lässt sich nicht abwimmeln. Glaubt fest an die Barmherzigkeit Gottes, in und durch dessen Gesalbten, namens Jesus Christus, von dem sie gehört hat, dass „eine Kraft von ihm ausgeht, die selbst Tote auferweckt“ (Vgl. Lk 8,46, Joh 11,43-45).

 

Hatte wohl der Apostel Jakobus diese Episode aus dem Wirken Jesu auf Erden vor Augen, als er auffordernd an die „Zwölf Stämme in der Diaspora“ schreibt:

 

„Wer bittet, soll aber im Glauben bitten und nicht zweifeln;
denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge,
die vom Wind hin und her getrieben wird.“
Jak 1,6