Fronleichnam 2020

11. Juni 2020 Aus Von Wandereremitin
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Fronleichnam 2020

 

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Als Wandereremitin kenne ich keine Terminvorgaben. Ebenso steht es mit den Wochentagen. Das Kontinuum Zeit ist mir stetig mehr entfremdet. Auf Wanderschaft gibt es keinerlei Rahmenvorgabe, in welcher es sich zu bewegen gilt. Einzig das Gehen ist beständig, derweil Herz und Sinn dauerhaft in Ihm, den ewigen Vater ruhen, in und mit und durch Jesus Christus. Kurzum: Sein Weg, Seine Eremitin, Sein Laufen Schritt um Schritt, dem ich mich vollkommen hingebe. Und so bedarf es am Ende nicht des Wissens um Tag oder Stunde, denn dann bin ich immer „zur rechten Zeit am rechten Ort“. Gibt es einzig das momentane Sein. 

 

So ebenfalls an Fronleichnam am 20. Juni 2019. Für mich ein Wandertag wie jeder andere, auf dem Weg von Bayernland aus, zu Fuß nach Rom. Dass es sich um einen Festtag handelte, war mir nicht bekannt. Um 5:00 Uhr in der Früh hatte ich das Nachtquartier verlassen und lief gegen 9:00 Uhr in Au bei Bad Aibling (Bayern) ein. Stand unmittelbar vor der Pfarrkirche St. Martin und stellte hier überrascht fest, dass der Heilige Geist des Herrn mich doch direkt zu einem Fronleichnam-Gottesdienst geführt hatte. So blieb ich, feierte mit. Und wurde unverhofft reich beschenkt. Denn dieser Messe stand ein zutiefst spiritueller Priester vor. Einer, der sich nicht pikiert gab über meinen Wunsch, kniend per Mundkommunion zu empfangen. Im Gegenteil. In seiner Predigt bezeugte der Geistliche rundheraus: „Das ist nicht nur ein ‚Heiliger Leib‘, wie manche es nennen. Auch in jeder Kommunion ist es der ‚Fron-Leichnam‘ des Herrn. Das heißt, jener, der sich hingegeben hat. Sein Leib für uns am Kreuz. Nichts ist sinnvoll daran oder schön! Also kein Grund zur Euphorie. Allein Anbetung ziemt hier. Sprachlose Anbetung. Kniend also, möchte ich Euch bitten heute zu empfangen, weil es das Einzige ist, was wir ihm geben können – für den Augenblick der Handlung des Priesters.“ (Auszug: „Aus dem Leben einer Wandereremitin – Zwei Mal zu Fuß nach Rom“ ab S.440). Wie Salböl für meine Seele sind mir diese Worte stets gegenwärtig.

 

Heute am 11. Juni 2020 ist wieder Fronleichnamsfest. Derzeit finde ich mich am Tegernsee stationiert. Zwar in einem Alltag mit Rahmenbedingungen eingebunden, dennoch bar jeglicher Zeitvorgaben. Folglich ist mir auch das Datum des diesjährigen Festes nicht bekannt. Bis eben zumindest, denn da lief ich spontan los, in der Absicht das „täglich Brot“ für uns einzukaufen, fand indes sämtliche Geschäfte geschlossen. Da schwante mir der Anlass schon. Ein kurzer Blick auf den Gottesdienstanzeiger bestätigte mir soeben meine Vermutung: „Fronleichnam heute!“ Nur diesmal wurde ich vom Herrn nicht in eine Messe geführt und zudem nicht an diesen Festtag erinnert. Jetzt ist der Gottesdienst von 9:00 Uhr längst vorüber und jener andere, um 10:30 Uhr, hat zwar eben erst angefangen, findet jedoch eine Dreiviertelstunde Fußweg entfernt von mir statt. 

 

So fällt es demnach aus für mich, das Fronleichnamsfest, dieses Jahr, in der Kirche. Doch Bedauern hierüber stellt sich nicht ein in mir. Was letztlich nicht nur daran liegt, dass ich als Wandereremitin ohnehin alles, was mir der Tag des Herrn bringt oder nimmt, ohne Murren annehme, sondern vielmehr an dem momentan in vielen Städten vollzogenen „Frevel am und auf dem Altar“. Zu Vermummung und Handkommunion gesellen sich alltäglich neue Gräuel hinzu. Durchweg um das hochheiligste Altarsakrament, wie freie Hochgebete, Diffamierung der Gestalten, Verweigerung von Mundkommunionen und dergleichen mehr. Die Medien sind randvoll von Zeugnissen dieser Freveltaten, allesamt derart explizit des Einzigen heiligen Namen verunglimpfend, dass ich sie nicht einmal anzusprechen vermag. 

 

Stattdessen drängt sich mir die Frage auf, wann diese Abwendung vom Ewigen in den Bistümern seinen Anfang nahm. 2019 erinnere ich mich, wie befremdlich mir das Gefühl von „Fehl am Platze sein“, unter den Brüdern und Schwestern in der damaligen Fronleichnam-Messe wirkte. Und wie schwer mir missbilligende Blicke im Anschluss meines knienden Empfanges des „Fron-Leichnam“ auf den Schultern wogen. Eine eingeschworene Gemeinde, die selbst an diesem hohen Festtag ihrem Priester auf dessen Bitte hin – und somit dem Herrn daselbst – statt Barmherzigkeit nichts außer nur ein Opfer darbrachte. Obendrein ein geiziges, denn im „Kollektenkörbchen“ fanden sich nur wenige Münzen bei voll besetzter Kirche, derweil diese Kirchgänger doch zuvor in teuersten Autos gar bis vor die Kirchentür fuhren und einhergingen in edler Trachtenmode. 

 

Und war mir die ungenierte Hinwendung zum Heidentum nicht gleichermaßen schon bei meinem Kircheneintritt 2002 aufgefallen? In den verschiedensten Ordensgemeinschaften und Kirchengemeinden? Genau genommen fand ich jenen praktizierten Paganismus allerorts vor. Doch dass ich diesen Unglauben beim „Nachbarn“ innerhalb der Kirche nunmehr „als Normalfall“ vorauszusetzen habe, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Dazu bedurfte es erst des bestätigenden Wortes durch Papst Benedikt XVI. aus dem Jahr 1958: 

 

„Dieses dem Namen nach christliche Europa ist seit rund vierhundert Jahren zur Geburtsstätte eines neuen Heidentums geworden, das im Herzen der Kirche selbst unaufhaltsam wächst und sie von innen her auszuhöhlen droht. Das Erscheinungsbild der Kirche der Neuzeit ist wesentlich davon bestimmt, dass sie auf eine ganz neue Weise Kirche der Heiden geworden ist und noch immer mehr wird: nicht wie einst, Kirche aus den Heiden, die zu Christen geworden sind, sondern Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden. Das Heidentum sitzt heute in der Kirche selbst, und gerade das ist das Kennzeichnende sowohl der Kirche unserer Tage wie auch des neuen Heidentums, dass es sich um ein Heidentum in der Kirche handelt und um eine Kirche, in deren Herzen das Heidentum lebt. Der Mensch von heute kann also als Normalfall den Unglauben seines Nachbarn voraussetzen.“ (Josef Ratzinger, „Die neuen Heiden und die Kirche“, Artikel Oktober 1958, Zeitschrift „Hochland“)

 

Und nun? Gerate ich da in einen Konflikt? Der geweihte – und dazu der Liturgie am Altar absolut getreue – katholische Priester, sowie die Sakramente insgesamt, sind mir neben dem Wort meines Herrn aus der Heiligen Schrift, bis auf den heutigen Tag unverzichtbares Gut auf Erden. Wo mir dieses Gut aber verunglimpft und somit verraten und verkauft wird, hat mir der „Bruder“ nach Matthäus 18,15-17, gleich „einem Heiden oder Zöllner“, sprich Abtrünnigem, zu gelten. Und dessen gesamtes Gebaren rund um den Altar zwingend Anlass zur Befolgung des Wortes aus Matthäus 24,15-28 zu geben: „… in die Berge fliehen; … nicht zurückkehren …“. Und das, scheinbar für immer. Denn was sich da zurzeit vor aller Augen vollzieht, scheint mir eine durchweg beabsichtigt global angelegte, und nicht mehr zu stoppende, Säkularisierungsaktion sämtlicher Religionen zu sein. An deren Ende es dann keine Rolle spielen wird, vermittels welcher Kreise diese großangelegte Aktion ins Leben gerufen wurde oder wie, denn Tatsache ist und bleibt: Der „Gräuel auf dem Altar“ ist dennoch zugelassen vom ewigen Vater. Wofür es zahlreiche Belege in den Heiligen Schriften gibt. Mein Favorit findet sich in dem Buch Hiob. Hier ist es „der Ankläger unserer Brüder“, genannt „Satan“ oder „Teufel“, der Gott den Vorschlag macht, dessen Liebling zu prüfen – und der Allmächtige schlägt ein: „… Der HERR sprach zum Satan: Gut, all sein Besitz ist in deiner Hand, nur gegen ihn selbst streck deine Hand nicht aus! …“ (Hiob 1ff)

 

Fazit: Ankämpfen und/oder Anbeten gegen diese „Gräuel-auf-dem-Altar-Verfügung“ Gottes, ist nicht nur unmöglich, sondern bringt jedweder liebend-christlichen Seele letztendlich bloß Schaden ein. Das verstehe ich. Aber wie gelange ich sonst an mein Ziel – nun wie der Vater vollkommen zu sein?

 

Update: Inzwischen sind zwei Stunden vergangen, in denen ich, wie gewohnt, wenn mich Fragen quälen, in der Heiligen Schrift nach Antwort suchte. Diese hier habe ich erhalten: 

 

„Somit kommt es nun nicht auf den an, der will,

noch auf den, der läuft,

sondern auf Gott, der sich erbarmt.“

(Röm 9,16)

 

Nicht demnach auf ein Werk kommt es an, sondern einzig auf meine Erwählung von Gott zum Jünger Christi. Wo ich dazu nicht berufen bin, nützt mir jedwedes getätigte „Gutwill-Machwerk“ nichts, wo ich aber hierzu auserwählt bin, da bedarf es keines selbstgerechten oder von Menschenmund diktierten Werkes, denn der Herr daselbst gibt hier das Vermögen – „den Seinen im Schlaf“ (Ps 127,2). So bestätigt der ewige Vater in den Evangelien durch den Sohn, welche Handlungen eines Menschen einzig dessen Berufung zum Jünger Christi bezeugen: 

 

„Und siehe, es kam einer herbei und sagte zu ihm:

Meister, was muss ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben erlange?

Er sprach zu ihm:

Warum fragst du mich über das Gute? Einer ist der Gute. 

Willst du aber in das Leben eingehen, so halte die Gebote!

Er sagte zu ihm: Welche?

Jesus aber sprach: ‚Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsches Zeugnis reden, ehre deinen Vater und deine Mutter‘

Der Jüngling sagte zu ihm: Dies alles habe ich gehalten; was fehlt mir noch?

Jesus sprach zu ihm:

Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz in den Himmeln haben; 

und komm, folge mir nach!“

(Mt 19,16ff, Mk 10,17ff, Lk 18,18ff)

 

Ergo nur diese drei Werke, mehr sind es nicht – die ich auszuführen habe.