Und bewahre uns vor Gleichgültigkeit
Wo immer Bischof Walter Mixa das Hochamt hält, betet er stets: „… und bewahre uns vor Gleichgültigkeit.“
Diese Bitte mag der eine oder andere unter uns Brüdern und Schwestern ja gern für schrullig halten. Doch ist es das wirklich? Gerade als Wandereremitin finde ich mich jeweils vehement mit dieser Gleichgültigkeit in den einzelnen Gemeinden konfrontiert. Ergo lohnt ein Gedanke darüber.
Sie werden es womöglich nicht glauben, dennoch ist es Tatsache: Nicht ein einziges Mal wurde ich als Fremde bei meinem Eintreffen in einer Gemeinde, vor oder nach der hl. Messe, von einem dort ansässigen Bruder oder einer Schwester etwa mit einem kleinen Lächeln bedacht oder dem Friedensgruß begrüßt, geschweige denn, gar willkommen geheißen. Stattdessen eiserne Mienen. Kein Wunder also, wenn mir ein Religionsloser als Grund dafür, dass er lieber in den leeren Räumen der Buddhisten betet, als die Kirchen der katholischen Christen zu betreten, erklärt: „Oh, das ist mir ein zu ernsthaftes Volk!“ Wahrlich eine charmante Umschreibung für jene Untugend der Gleichgültigkeit in unseren Reihen, nicht wahr? So möge also das Gebet des Bischofs Mixer erhört werden.
Indes:
- Einstweilen können wir ja selber schon einmal damit beginnen, jedem, dessen Blick uns in der Kirche begegnet, wenigstens ein von Herzen offenes Lächeln zu schenken. Ganz gleich, ob dieses nun erwidert wird oder nicht. Letztlich ist es ja doch immer der Herr, der da unsere Reaktionen empfängt. So laufen wir auch weniger Gefahr, den Herrn zu übersehen oder nicht zu erkennen – wie einst Maria Magdalena – gefangen in törichtem Selbstmitleid.
- Und so uns ein “Fremder“ in der Kirche über den Weg läuft, doch wenigstens am Ende der hl. Messe, fröhlich-christlichen Herzens, begrüßend auf ihn zuzugehen. Vielleicht so: „Hallo, der Friede sei mit dir“, oder Ihnen, „wir kennen uns noch nicht – zu Besuch hier oder neu zugezogen?“ Auf diese Weise können wir den Herrn niemals verfehlen – was auch immer der “Fremde“ uns dann antworten mag.
- Aber auch wenn wir bemerken, dass einer unter uns Brüdern oder Schwestern nicht kommuniziert, stattdessen mit hängendem Kopf in der Kirchenbank sitzen oder knien bleibt. Hier kurz nachzufragen, ob es einen triftigen Grund dafür gibt, dass er gerade des Herrn Gnadengeschenk an ihn da so blinden Hochmuts verschmäht, ist kein Sakrileg, sondern echte Nächstenliebe. Denn vor unserem Herrn, Jesus Christus, dem Spender dieses hochheiligsten Sakramentes, gibt es in der Tat keine einzige neutestamentlich-begründete Veranlassung den Empfang seines Leibes und/oder Blutes freiwillig zu verweigern. Erinnern wir uns, es ist uns aufgetragen: „Dies ist mein Leib … Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (Vgl. Lk 22,19-20) Und erinnern wir uns auch an den ersten Stein, für diejenigen, die sich da einreden “zu unrein“ zu sein, um den Leib des Herrn zu empfangen: „Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? … Auch ich verurteile dich nicht …“ (Joh 8,10 ff). Hier reicht oft schon ein stummer Fingerzeig, in Form einer konsequenten Aufforderung dem Zagenden gegenüber, sich doch einzureihen in die Reihe der Kommunizierenden. Und schon springt er sichtbar gelöst, einem Böcklein auf der Weide gleich, vor zu seinem Hirten.
Letztlich darf ich jenen versichern, die hier aus falsch verstandener Scham oder in Gedenken und somit eigenem Gefangensein überholt-religiösen Kultes, das rechte Tun unterlassen: Noch nie habe ich erlebt, dass mir wegen eines solchen Verhaltens ein Bruder oder eine Schwester zürnte. Dabei völlig gleich, wie sich der Verweigerer am Ende entschied zu handeln – in Ablehnung des Herrn zu verharren oder Ihn befreit zu empfangen. Im Gegenteil, stets ergoss sich ein spürbarer Gnadenfluss aus – über uns beide, ihm und mir.